
Untersuchungen Diagnostik
Schilddrüsenerkrankungen, gutartig
VorbeugungDie Empfehlungen der WHO für die tägliche Iodzufuhr liegen bei 150 bis 300 µg Iodid/Tag. In Deutschland ist die Versorgung mit Iod über die Ernährung unzureichend. Durch eine rechtzeitige Beseitigung dieses Iodmangels, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, bei Schwangeren und stillenden Müttern sowie bei einer familiären Veranlagung kann die Entwicklung einer Iodmangelstruma (Kropf) verhindert werden.
Medikamentöse Therapie
Eine Schilddrüsenvergrößerung (Struma) mit normaler Funktion sollte mit Levothyroxin, Iodid oder mit einer Kombinationstherapie aus Levothyroxin und Iodid behandelt werden, sofern eine funktionelle Autonomie (Überfunktion) ausgeschlossen wurde und kein Verdacht auf Bösartigkeit besteht.
Im Anschluss an eine medikamentöse Strumatherapie erfolgt zur Vermeidung eines erneuten Strumawachstums eine vorbeugende Behandlung mit Iodid oder mit einer Kombinationstherapie. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) aufgrund einer Schilddrüsenautonomie helfen Medikamente (z.B. Carbimazol, Thiamazol, Propylthiouracil), die Zeit bis zum Wirkungseintritt einer Radioiodtherapie oder bis zum operativen Entfernen der Schilddrüse zu überbrücken. Bei bestimmten Schilddrüsenerkrankungen (etwa einer Immunhyperthyreose vom Typ Morbus Basedow) kann ein einmaliger medikamentöser Therapieversuch über ein bis zwei Jahre gerechtfertigt sein. Allerdings bestehen hohe Rückfallwahrscheinlichkeiten von bis zu 70 % bei Patienten unter 40 Jahren, bei Patienten mit Schilddrüsen über 40 Gramm, bei fortbestehender hoher Speicheraktivität in der Schilddrüsenszintigraphie oder bei fortdauernd hohen TSH-Rezeptor-Antikörpern (Schilddrüsenblutwerte) trotz entsprechender (thyreostatischer) Medikation. In diesen Fällen kann eine Radioiodtherapie sinnvoller sein.
Radioiodtherapie
Wenn eine Funktionsstörung bei nur geringer oder mäßiger Struma diagnostiziert wird, ist eine Radioiodtherapie die geeignetste Behandlungsmethode. Auch bei Rückfällen, höherem Patientenalter oder bei Begleiterkrankungen, die mit einem höheren Operationsrisiko einhergehen, bietet die Radioiodtherapie gute Behandlungsaussichten. Bereits bei der Vorstufe zur Schilddrüsenüberfunktion (latente Hyperthyreose) und bei einer Schilddrüsenautonomie kommt eine Radioiodtherapie infrage. Darüber hinaus kann mithilfe der Radioiodtherapie eine Kropfverkleinerung erreicht werden, wenn Medikamente nicht den gewünschten Erfolg gezeigt haben. Selten ist ein einzelner Begleitumstand allein für die Wahl des Therapieverfahrens (Operation oder Radioiod) ausschlaggebend. Vielmehr sollten alle Faktoren miteinander abgewägt werden. Lassen Sie sich von Ihrem behandelnden Arzt alles genau erklären und scheuen Sie sich nicht, eigene Bedenken und Therapiewünsche zu äußern.
Die stationäre Aufnahme zur Radioiodtherapie ist in Deutschland rechtlich vorgeschrieben (Strahlenschutzverordnung, Richtlinie Strahlenschutz in der Medizin). Die Dauer des Aufenthalts richtet sich nach der Restaktivität des Radioiods es handelt sich hierbei schließlich um eine radioaktive Substanz, die auf die Umgebung wirken kann. Mittlerweile können Patienten entlassen werden, wenn die Konzentration von Radioiodid im Körper auf 250 MBq Iod-131 gesunken ist. Dies ist in der Regel nach 5 Tagen der Fall. Eine Vorbereitungszeit für eine Radioiodtherapie von 4 bis 8 Wochen ist sinnvoll. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen und Maßnahmen finden Sie unter den häufig gestellten Fragen zur Radioiodtherapie.
Schilddrüsenoperation
Unter Abwägung der Begleitumstände sprechen für eine Schilddrüsenoperation der Verdacht auf eine Krebserkrankung, das Vorliegen von großen Zysten oder kalten Knoten, Schilddrüsenvolumina über 100 - 150 ml, eine Einengung der Luftröhre bzw. die Notwendigkeit eines sofortigen Therapieeffektes. Weitere Details sind der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN) zur Radioiodtherapie bei gutartigen Schilddrüsenerkrankungen und der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) zur Therapie von Schilddrüsenerkrankungen zu entnehmen.

FAQs zur Radioiodtherapie
Ist die Radioiodtherapie schmerzhaft?Von der Wirkung des Radioiods (es wird als Kapsel geschluckt) spürt der Patient in der Regel nichts. Gelegentlich kommt es zu einer Schwellung des Schilddrüsenrestgewebes mit Halsschmerzen. Dies ist durch Kühlen und Medikamente gut zu behandeln.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Nebenwirkungen wie Haarausfall oder Übelkeit, wie sie etwa von der Chemotherapie bekannt sind, gibt es bei der Radioiodtherapie NICHT. Wegen der Entfernung der Schilddrüse kommt es nach einer Operation zu einer Schilddrüsenunterfunktion. Dies kann unbehandelt zu einer Gewichtszunahme mit Anschwellen von Fingern, Knöcheln und Gesicht führen. Auch Frieren, eine depressive Stimmungslage, allgemeine Schwäche und Müdigkeit oder eine tiefere Stimme KÖNNEN auftreten. Diese Symptome sind jedoch VORÜBERGEHEND und verschwinden, sobald Schilddrüsenhormone eingenommen werden. Nach einer Radioiodtherapie ist daher die lebenslange Einnahme von medikamentös verabreichten Schilddrüsenhormonen erforderlich (dabei handelt es sich um natürliche Hormone, die der Körper lediglich nicht mehr selbst produzieren kann).
Gibt es ein erhöhtes Blutkrebsrisiko durch die Radioiodtherapie?
Dies kann grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden, beschränkt sich jedoch ausschließlich auf Patienten, die extrem hohe Radioioddosen benötigen. Dies ist immer dann der Fall, wenn ein Schilddrüsentumor bereits zahlreiche Metastasen gebildet und ein lebensbedrohliches Ausmaß angenommen hat. Für die Standard-Radioiodtherapie gibt es kein erhöhtes Risiko, an Blutkrebs (Leukämie) zu erkranken.
Sind persönliche Dinge, die ich mit auf die Therapiestation bringe, hinterher verstrahlt?
Nein. Alle mitgebrachten Gegenstände oder Kleidungsstücke können problemlos mit nach Hause genommen werden.
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus:
Muss nach dem Therapieaufenthalt im Krankenhaus noch ein Sicherheitsabstand zu anderen Personen eingehalten werden?
Für einige Tage verbleiben noch geringe Mengen des Radioiods im Körper. Um sicherzugehen, sollten die Patienten den Kontakt zu Schwangeren meiden. Da bei kleinen Kindern eine höhere Strahlenempfindlichkeit besteht als bei Älteren, sollte auch der Kontakt zu unter 10-Jährigen eingeschränkt werden (kein langes Schmusen oder Herumtragen). Dies gilt insbesondere für Kleinkinder bis zwei Jahre. Der Kontakt zu anderen Personen sollte für einen gewissen Zeitraum (Auskunft gibt der behandelnde Nuklearmediziner) eingeschränkt werden (ein Abstand von zwei Metern reicht!)
Ist es gefährlich, schwanger zu werden oder Kinder zu zeugen?
Sicherheitshalber sollte vier bis sechs Monate nach der Radioiodtherapie beides vermieden werden.
Darf nach einer Radioiodtherapie weiter gestillt werden?
Nein, das Stillen muss bereits vor der Therapie beendet werden, da ein minimaler Anteil Radioiod auch mit der Muttermilch abgegeben werden kann.
Kann die gewohnte Arbeit wieder aufgenommen werden?
In der Regel schon, allerdings sollte ein Sicherheitsabstand zu den Kollegen von etwa zwei Metern möglich sein. Dies gilt NICHT für kurze Kontakte, sondern nur für Zeiträume von mehr als zwei Stunden. Eine Ausnahme bilden Berufe, bei denen mit Kindern unter zehn Jahren gearbeitet wird. In diesem Fall stellt der Stationsarzt eine Krankenbescheinigung über den von ihm für sinnvoll erachteten Zeitraum aus.
