
Untersuchungen Diagnostik
Krebserkrankungen Onkologie
Krebserkrankungen spielen nicht zuletzt wegen der gestiegenen Lebenserwartung eine immer wichtigere Rolle in der Medizin. Trotz eines enormen Forschungsaufwandes ist es nach wie vor bei den meisten Krebserkrankungen nicht möglich, sie zuverlässig zu heilen oder gar eine vorbeugende Impfung durchzuführen. Entscheidend für die Prognose des Betroffenen ist daher immer noch eine möglichst frühe, präzise Diagnose der Krankheit und ihres Stadiums. Noch bevor (mit Röntgen oder Magnetresonanztomographie, MRT) Gewebsveränderungen nachgewiesen werden können, ist es mithilfe nuklearmedizinischer Verfahren möglich, die durch das Krebsleiden hervorgerufenen Veränderungen im Stoffwechsel sichtbar zu machen und die optimale Behandlungsstrategie auszuwählen.
Drüsen-Tumoren
Bauchspeicheldrüsenkrebs Pankreaskarzinom
Anwendung/IndikationenEtwa ein Fünftel aller bösartigen Tumoren aus dem Magen-Darm-Trakt kommen aus der Bauchspeicheldrüse. Die Ursachen sind unbekannt, aber einige Risikofaktoren wie zum Beispiel das Rauchen sind seit langem bekannt. Die wichtigsten Untersuchungsmethoden in der Diagnostik der Bauchspeicheldrüse sind die Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT), die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) und die sog. Pankreatographie (eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel). Alle Methoden können durch eine Gewebs-Punktion ergänzt werden. Einige der o.g. Methoden sind jedoch bei manchen Patienten nicht durchführbar. In anderen Fällen sind die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungen widersprüchlich. Für diese Fälle steht die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) mit FDG zur Verfügung. Das FDG reichert sich in den Tumorzellen erheblich stärker an als in den umliegenden, gesunden Körperzellen. FDG-PET liefert wie die anderen Methoden bei etwa acht bis neun von zehn Fällen eine korrekte Diagnose. Sie hat den zusätzlichen Vorteil, dass im Falle eines bösartigen Tumors im Zuge der (selben) PET-Untersuchung eventuell vorhandene Tochtergeschwülste (Metastasen) entdeckt werden können.
Untersuchung
Die PET-Untersuchung kann ambulant durchgeführt werden und stellt für den Körper keine besondere Belastung dar. Allerdings sollte die letzte Mahlzeit zwölf Stunden zurückliegen. Trotzdem sollten ausreichend ungezuckerte Getränke getrunken werden. Diabetiker sollten ihren Zucker auf Werte unter 130 mg/dl bringen. Die Strahlenexposition bei einer PET-Untersuchung entspricht etwa der natürlichen Strahlenexposition von zwei Jahren und ist unbedenklich.
Im PET-Zentrum wird in eine Unterarmvene eine geringe Menge des FDG injiziert. Es folgt eine kurze Wartezeit von rund ein bis zwei Stunden, bevor der Patient gebeten wird, sich auf eine Liege in den geräumigen Kameraring des PET-Scanners (Untersuchungsgerät) zu legen. Während der rund 30- bis 60-minütigen Untersuchung sollte sich der Patient nicht bewegen, was durch eine sorgfältige, bequeme Lagerung erleichtert wird. Scheuen Sie sich nicht zu sagen, wenn Ihnen die Lagerung unbequem ist. Der Untersuchungsbefund liegt innerhalb von etwa einer Stunde vor.
Tumoren der Nebennieren
Die Nebenniere ist ebenso wie die Niere, mit der sie eine Einheit bildet ein paariges (also im Körper doppelt vorhandenes) Organ und liegt beidseits oberhalb der Niere. Anatomisch und funktionell teilt man die Nebenniere in Rinde und Mark ein. In der Nebennierenrinde werden drei wichtige Hormone gebildet, die unterschiedliche Aufgaben haben. Es sind das Aldosteron als Regulator des Mineralstoffhaushaltes im Körper, das Kortison sowie die Steroidhormone mit androgener Wirkung (zum Beispiel das Testosteron). Im Nebennierenmark werden die so genannten Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin synthetisiert.
Tumoren der Nebennierenrinde sind überwiegend gutartig (Adenom, Hyperplasie), während die häufigsten vom Nebennierenmark ausgehenden Tumoren (Neuroblastom, Phäochromozytom) überwiegend bösartig sind. Die Nebennieren sind durch Röntgen nur ungenügend darstellbar. Umso bedeutsamer ist neben der laborchemischen Untersuchung die nuklearmedizinische Diagnostik, die in erster Linie Veränderungen in der Funktion der Nebennieren sichtbar macht. Zur Verfügung stehen die
- Nebennierenrindenszintigraphie
- Nebennierenmarkszintigraphie
a. Nebennierenrindenszintigraphie
Anwendung/IndikationenFür die Untersuchung wird eine Hormonvorstufe, das so genannte Norcholesterol, verwendet. Diese Substanz wird mit Iod-131 oder Selen-75 radioaktiv markiert. Am dritten und fünften beziehungsweise sechsten Tag, nachdem das markierte Norcholesterol in die Blutbahn injiziert wurde, werden mit einer Gammakamera szintigraphische Aufnahmen angefertigt, die die Verteilung der Substanz im Körper wiedergeben. Krankhaftes Gewebe lagert wegen seiner erhöhten Stoffwechselaktivität mehr Norcholesterol ein. So lässt sich eine krankhaft erhöhte Hormonproduktion (die meist in beiden Nebennieren gleichzeitig auftritt) sichtbar machen.
Untersuchung
Da das injizierte Norcholesterol und damit die Aktivität, die nicht in den Nebennieren angereichert wird, über die Leber und den Darm ausgeschieden wird, sollte immer am Tag vor der Untersuchung eine komplette Darmentleerung durchgeführt werden. Dadurch wird zum einen die Strahlenexposition erheblich reduziert, zum anderen wird eine Hintergrundaktivität im Darm vermieden, die die Interpretation der Anreicherung in den Nebennieren erschweren könnte. Bei bestimmten Fragestellungen wird zur Untersuchung außerdem kurzfristig Kortison gegeben. Eine bessere anatomische Zuordnung der sichtbar gemachten krankhaften Prozesse wird dadurch erreicht, dass auch die Nieren markiert werden. Vor operativen Eingriffen bei einem nur eine Nebenniere betreffenden Krankheitsbild ist zusätzlich eine Untersuchung mittels MRT oder Röntgen-CT erforderlich.
b. Nebennierenmarkszintigraphie
Anwendung/IndikationenBei der Nebennierenmarkszintigraphie wird MIBG (metaiodo-Benzylguanidin, eine den Nebennierenmarkhormonen sehr ähnliche Substanz) eingesetzt, das mit radioaktivem Iod-123 markiert wird. Dessen Anreicherung im Mark wird durch Szintigraphie mit einer Gammakamera dargestellt.
Untersuchung
Vor der Injektion des Radiopharmakons in die Blutbahn wird zunächst die Iod-anreichernde Schilddrüse durch Verabreichen von Iod blockiert. Alle Bindungsstellen in der Schilddrüse sind dann besetzt, sodass das Iod-123-MIBG nicht mehr binden kann. Die Szintigraphie erfolgt vier und 24 Stunden nach der Injektion. Bei allen unten aufgeführten Tumoren können in einem Ganzkörperbild (keine zusätzliche Strahlenexposition notwendig!) Ausdehnung und Lage des Tumors und eventueller Tochtergeschwülste (Metastasen) erfasst werden, da die Ausdehnung von Metastasen großen Einfluss auf die Wahl des optimalen Behandlungsverfahrens hat. Vor einer Punktion des Knochenmarks sollte in jedem Fall eine MIBG-Szintigraphie durchgeführt werden, damit bei der Punktion auch tatsächlich krankhaft veränderte Knochenmarksubstanz erfasst wird.
Iod-123-MIBG kann bei bösartigen Neuroblastomen (kommt vor allem im Kindesalter vor), Phäochromozytomen, metastasierenden Karzinoiden sowie medullären Schilddrüsenkarzinomen mit unterschiedlichem Erfolg auch zur Therapie verwendet werden.
Nebenschilddrüsentumore
Anwendung/IndikationenDie Nebenschilddrüsen sind reiskorngroße Hormondrüsen, die normalerweise vierfach angelegt sind und sich jeweils am oberen und unteren Pol des rechten und linken Schilddrüsenlappens befinden. Tumore der Nebenschilddrüsen sind im Regelfall gutartig, bedürfen aber wegen einer häufig vorliegenden vermehrten Ausschüttung des von den Nebenschilddrüsen produzierten Hormons (Parathormon) sehr wohl einer Behandlung. Das Parathormon sorgt normalerweise zusammen mit einem weiteren, in der Schilddrüse produzierten Hormon (Calcitonin) und dem in der Nahrung enthaltenen Vitamin D für einen normalen Kalziumspiegel im Körper. Produzieren eine oder mehrere Nebenschilddrüsen vermehrt Parathormon, kommt es zu einem erhöhten Kalziumspiegel im Blut sowie einer vermehrten Ausscheidung des Kalziums über die Nieren. Die Beschwerden betreffen daher die Nieren (Nierenstein), die Knochen (Knochenentkalkung) sowie das Magen-Darm-System, die Muskulatur und das Nervensystem. Die Diagnose einer vermehrten Parathormonausschüttung wird im Regelfall durch den Arzt mit einer Blutuntersuchung (Veränderungen des Parathormon- und Kalziumspiegels) gestellt. Die Erkrankung kann auch bei einer schon bestehenden Nierenerkrankung als Zweiterkrankung auftreten.
Im Regelfall werden eine oder mehrere krankhaft hormonproduzierende Nebenschilddrüse(n), die auch vergrößert sein können, operativ entfernt. Das Problem besteht darin, dass der Chirurg vor der Operation den genauen Sitz der vergrößerten Nebenschilddrüse(n) kennen muss. Neben Ultraschall und weiteren bildgebenden Verfahren (Computer-Tomographie, MRT, Katheteruntersuchungen im Adersystem) spielt die Nebenschilddrüsenszintigraphie hierfür eine wichtige Rolle. Keines der genannten Verfahren ist in der Lage, bei allen Patienten alle vergrößerten und/oder vermehrt hormonproduzierenden Nebenschilddrüsen darzustellen, sodass häufig mehrere Verfahren eingesetzt werden müssen. Da in Deutschland Patienten häufig auch knotige Veränderungen der Schilddrüse aufweisen, die von diesen Nebenschilddrüsenveränderungen abzugrenzen sind, wird häufig auch ein Szintigramm der Schilddrüse in die Untersuchung mit integriert und die beiden Szintigramme, die dann Schilddrüse bzw. krankhaft veränderte und/oder vergrößerte Nebenschilddrüsen zeigen, miteinander in Beziehung gebracht. Die Nebenschilddrüsenszintigraphie macht sich den vermehrten Stoffwechsel krankhaft veränderter Nebenschilddrüsen zunutze.
Untersuchung
Bei der Nebenschilddrüsenszintigraphie werden nach Injektion eines schwach radioaktiven Stoffes in eine Vene Aufnahmen der Halsregion durchgeführt, die abhängig von der gewählten Aufnahmetechnik bis zu einer Stunde dauern können und ggf. noch einmal durch eine Spätaufnahme ergänzt werden. Gegebenenfalls wird sowohl ein Szintigramm der Nebenschilddrüse als auch der Schilddrüse erstellt. Der Chirurg kann sich dann aufgrund der sichtbaren Schilddrüsenkontur leichter ein Bild über den genauen Sitz der krankhaft veränderten Nebenschilddrüse(n) machen. Besondere Vorbereitungen für die Nebenschilddrüsenszintigraphie sind nicht erforderlich.
