
Untersuchungen Diagnostik
Nachweis von Krankheiten und Verletzungen
Im menschlichen Skelett wird ständig Kalziumphosphat aus- und eingebaut. Diese Umbauprozesse finden dort besonders intensiv statt, wo der Knochen stark beansprucht wird, oder aber in erkrankten Knochen- und Gelenkregionen. Mithilfe der Skelettszintigraphie (mit Tc-99m-Phosphonaten) lässt sich dieser Phosphatstoffwechsel sichtbar machen. Damit ist es möglich, anhand von Stoffwechselveränderungen Erkrankungen des Skeletts nachzuweisen, lange bevor morphologische Veränderungen am Knochen auftreten. Dies spielt zum Beispiel bei Krebspatienten eine Rolle, deren Tumor möglicherweise bereits Tochtergeschwülste in das Skelett abgesiedelt hat (insbesondere bei Brust- und Prostatakrebs). Weiterhin lassen sich mithilfe der Skelettszintigraphie Entzündungen des Knochens oder der Gelenke nachweisen. Das Szintigramm zeigt nicht nur Lage und Intensität des oder der Entzündungsherde(s), sondern es ermöglicht auch die Differenzierung zwischen Knochen- und Weichteilentzündung. Da mit nur einer Untersuchung das gesamte Skelett abgebildet werden kann, lassen sich ohne zusätzliche Strahlenexposition weit entfernte Krebsmetastasen ebenso aufspüren wie verstreut liegende Entzündungsherde.
Weiterhin lassen sich auf diese Weise frische, aber auch monatelang zurückliegende Verletzungen des Knochens nachweisen. Dies spielt in der Unfallheilkunde eine große Rolle, da beispielsweise Rippen- und Wirbelkörperverletzungen mittels Röntgen häufig nicht dargestellt werden können. Ein weiteres Beispiel ist die Kindesmisshandlung. Hier kann die Skelettszintigraphie die typischen mehrfach aufeinander folgenden Gewalteinwirkungen dokumentieren und damit eine Handhabe liefern einzuschreiten.
Bedeutung der Skelettszintigraphie bei Kindern
Die Skelettszintigraphie im Kindesalter gehört heute neben der Nierenfunktionsszintigraphie zu den nuklearmedizinischen Verfahren,die aufgrund der zur Verfügung stehenden modernen Radiopharmazeutika einen festen Platz in der Diagnostik pädiatrischer Erkrankungen besitzen. Die dabei entstehende geringe Strahlenexposition kann durch eine korrekte Indikationsstellung und die sinnvolle Kombination radiologischer und nuklearmedizinischer Verfahren weiter gesenkt werden.
Technik der Skelettszintigraphie
Das Prinzip der Skelettszintigraphie basiert auf der Darstellung des Knochenstoffwechsels mittels Tc-99m-Phosphonaten (siehe oben), einem reinen Gammastrahler mit kurzer Halbwertszeit (6h). Die Substanz wird in eine Armvene injiziert, wobei sich die Menge im Nanogrammbereich bewegt, sodass eine allergische Reakion oder ein Einfluss der Substanz auf den Stoffwechsel der Kinder nicht zu erwarten ist. Eine vorherige Ruhigstellung der kleinen Patienten ist nur in seltenen Fällen notwendig.
Je nach Indikation erfolgen die Aufnahmen mit unterschiedlicher Technik mithilfe einer modernen Gammakamera. Zur besseren Beurteilung einzelner Skelettregionen können Schichtaufnahmen in der so genannten Single-Photon-Emission-Computed-Tomography (SPECT) durchgeführt werden. Dieses Verfahren, vergleichbar der Computertomographie, erlaubt eine detaillierte, überlagerungsfreie, dreidimensionale Darstellung ausgewählter Skelettareale ohne zusätzliche Strahlenexposition. Die Strahlenexposition für eine Skelettszintigraphie liegt mit 5,8 mSv/MBq deutlich unterhalb derjenigen für eine Röntgen-Computertomographie des Brustkorbes mit Kontrastmittel.
Hauptindikationen der Skelettszintigraphie bei Kindern sind:
- bösartige Tumoren mit Beteiligung des Knochens
- entzündliche Weichteil- und Skelettveränderungen
- Skelettveränderungen durch Außeneinwirkung (Trauma), z.B. durch einen Unfall
b. Entzündliche Weichteil- und Skelettveränderungen
Bei solchen Fragestellungen zeigt die Skelettszintigraphie in 98 Prozent der Fälle ein richtig positives Ergebnis. Mittels der so genannten Mehrphasen-Technik lassen sich entzündliche Weichteilprozesse von entzündlichen Knochenprozessen hoch sensitiv und relativ spezifisch unterscheiden. Eine Überprüfung weiterer Herde bei Verdacht auf Vorliegen einer multifokalen Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis) ist mit der Skelettszintigraphie problemlos möglich.
Der hohe Prozentsatz guter Ergebnisse bei diesen Fragestellungen begründet auch die Tatsache, warum die Osteomyelitis, aber auch die Polyarthritis (Rheuma) im Kindesalter zu den Hauptindikationen zur Durchführung einer Skelettszintigraphie zählt.
c. Traumatisch bedingte Skelettveränderungen
In den vergangenen Jahren haben Ganzkörperuntersuchungen bei Verdacht auf Kindesmisshandlung mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. Mit der Skelettszintigraphie lassen sich hochsensitiv auch länger zurückliegende Frakturen und damit eine wiederholte Gewalteinwirkung dokumentieren. Es sei hier jedoch darauf hingewiesen, dass auch leichte unfallbedingte Skelettverletzungen kurzfristig zu einer lokalen Steigerung des Knochenstoffwechsels führen können. Somit ist allein skelettszintigraphisch eine Differenzierung zwischen einer Kindesmisshandlung und einem Trauma anderer Ursache nicht möglich.
Liegt nach einem Unfall ein gut lokalisierbarer Schmerz vor, der durch eine Röntgenaufnahme nicht geklärt werden kann, ist die Skelettszintigraphie aufgrund ihrer funktionell orientierten Darstellung in der Lage, wertvolle Hinweise auf das Vorliegen von traumatischen Skelettveränderungen zu liefern. Hier seien vor allem Rippenbrüche und Wirbelsäulenbrüche genannt, die radiologisch oft nur schwer erfassbar sind.
