
Untersuchungen Diagnostik
Krebserkrankungen Onkologie
Schmerzlinderung bei Krebserkrankungen palliative Schmerztherapie
Anwendung/IndikationenViel zu häufig leiden Krebspatienten sinnlos unter starken Schmerzen, obwohl gut etablierte medizinische Verfahren zur deren Linderung verfügbar sind. Zu den seit Jahrzehnten erprobten, aber immer noch zu wenig bekannten Verfahren zählt die nuklearmedizinische palliative (Lebensqualität verbessernde) Radionuklidtherapie, die direkt an den Tochtergeschwülsten (Metastasen)im Skelett wirkt.
Betroffen von heftigen Skelettschmerzen sind insbesondere Patienten, die an Brust- oder Prostatakrebs erkrankt sind. Mehr als 75 Prozent dieser Patienten entwickeln Metastasen im Skelett, die so genannten Knochenmetastasen; über 30 Prozent von ihnen leiden an behandlungsbedürftigen Schmerzen. Neben der nur selten möglichen operativen Entfernung der Metastasen und normalen Behandlung mit Medikamenten stellt die bisher nur wenig bekannte palliative Radionuklidtherapie eine nebenwirkungsarme, lang anhaltende und für den Patienten wenig belastende Methode der Schmerzbekämpfung dar.
Zum Einsatz kommen dabei Radiopharmaka, die da sie natürlichen Knochenbausteinen ähneln überwiegend an das Skelett angelagert werden. Da außerdem der Knochenstoffwechsel in den Metastasen gegenüber dem gesunden Knochengewebe deutlich erhöht ist, wird in diesen krankhaften Bereichen deutlich am meisten Radionuklid gebunden. Der übrige Teil des Radiopharmakons wird innerhalb von wenigen Stunden weitgehend über den Harn ausgeschieden.
Die Wirkungsweise des in den Metastasen angereicherten Radionuklids ist noch nicht endgültig geklärt. Beeinflusst werden vermutlich krankhafte Stoffwechselvorgänge. Klinisch erprobt ist dagegen die Wirksamkeit: 70 bis 80 Prozent der behandelten Patienten erfahren eine deutliche Linderung der Schmerzen, die abhängig vom verwendeten Radionuklid durchschnittlich vier Monate lang anhält. Stellen sich die Schmerzen danach wieder ein, kann die palliative Radionuklidtherapie in der Regel problemlos wiederholt werden.
Voraussetzung ist allerdings, dass das Blutbild des Patienten wieder stabil ist. Denn die einzige ernsthafte Nebenwirkung der Radionuklidtherapie kann eine so genannte Knochenmarkdepression sein, die zu einer Verringerung der Thrombozyten und der weißen Blutkörperchen führt und von der sich das Knochenmark (innerhalb von 6 bis 12 Wochen) erst wieder erholen muss. Keinesfalls notwendig ist eine Knochenmarktransplantation. Ausgeschlossen von einer Radionuklidtherapie sind dementsprechend neben Schwangeren, stillenden Müttern und Patienten, bei denen die Metastasen zu einer sehr starken Kompression des Rückenmarks geführt haben, auch solche Patienten, die kein stabiles Blutbild haben (zum Beispiel aufgrund einer vorhergehenden Chemo- oder Strahlentherapie).
Ein großer Vorteil der nuklearmedizinischen Palliativtherapie ist, dass die einmalige Gabe des Radiopharmakons über einen langen Zeitraum für Schmerzlinderung sorgt. Die Einnahme anderer schmerzstillender Medikamente kann nach Rücksprache mit dem Betroffenen und seinem behandelnden Arzt stark eingeschränkt oder sogar abgesetzt werden. Darüber hinaus deuten aktuelle Ergebnisse einer großen kanadischen Studie darauf hin, dass die verwendeten Radiopharmaka neben dem schmerzstillenden eventuell auch einen therapeutischen Effekt haben, der die Bildung weiterer Metastasen zumindest einschränkt und das Wachstum kleiner Metastasen verlangsamt.
Behandlung
Das Radiopharmakon wird ambulant in den Blutkreislauf injiziert. Ein stationärer Krankenhausaufenthalt ist nicht notwendig. Lediglich einige Vorsichtsmaßnahmen (etwa Zurückhaltung im Umgang mit Kindern und Schwangeren) müssen während der ersten 48 Stunden nach der Injektion beachtet werden. Während der ersten Tage können die Schmerzen kurzfristig stärker werden. Aus diesem Grund sollten die bisherigen schmerzstillenden Medikamente zunächst weiter eingenommen und erst nach Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden. Die palliative Radionuklidtherapie kann von jedem Arzt für Nuklearmedizin mit entsprechender Qualifikation (Therapieausbildung) durchgeführt werden.
