
Untersuchungen Diagnostik
Krebserkrankungen Onkologie
Krebserkrankungen spielen nicht zuletzt wegen der gestiegenen Lebenserwartung eine immer wichtigere Rolle in der Medizin. Trotz eines enormen Forschungsaufwandes ist es nach wie vor bei den meisten Krebserkrankungen nicht möglich, sie zuverlässig zu heilen oder gar eine vorbeugende Impfung durchzuführen. Entscheidend für die Prognose des Betroffenen ist daher immer noch eine möglichst frühe, präzise Diagnose der Krankheit und ihres Stadiums. Noch bevor (mit Röntgen oder Magnetresonanztomographie, MRT) Gewebsveränderungen nachgewiesen werden können, ist es mithilfe nuklearmedizinischer Verfahren möglich, die durch das Krebsleiden hervorgerufenen Veränderungen im Stoffwechsel sichtbar zu machen und die optimale Behandlungsstrategie auszuwählen.
Hirntumoren
Der Anteil der Hirntumoren an der Gesamtzahl der Krebserkrankungen liegt bei rund zehn Prozent, wobei im Kindesalter dieser Prozentanteil höher ist als im Erwachsenenalter. Neben Tumoren, die im Hirn sebst entstehen (hirneigene Tumoren) können insbesondere bei älteren Erwachsenen Tochtergeschwülste (Metastasen) von Tumoren im Hirn auftreten, deren Primärtumor in einer anderen Körperregion liegt. Hirneigene Tumoren weisen einige für Krebserkrankungen untypische Eigenschaften auf wie die beinahe fehlende Tendenz, Metastasen zu bilden, die Zunahme ihrer Bösartigkeit bzw. die Entwicklung von bösartigen Tumoren aus gutartigen und das Betreffen aller Altersgruppen. Trotz der Tatsache, dass zwei Drittel aller hirneigenen Tumoren primär gutartig sind (also keine Metastasen bilden), ist die Behandlung dieser Erkrankung oft langwierig und schwierig. In diesem Zusammenhang ergeben sich viele Fragestellungen seitens der behandelnden Ärzte an die Diagnostiker.Anwendung/Indikationen
Die häufigsten Verfahren für die bildgebende Diagnostik sind die Röntgen-Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT); mit diesen Verfahren gelingt in den meisten Fällen ein Nachweis und eine entsprechende Charakterisierung des Hirntumors. Es gibt allerdings Patienten, bei denen die CT- bzw. MRT-Befunde nicht eindeutig sind bzw. eine Zusatzinformation für die nachfolgende Therapie notwendig ist. Hierzu stehen bereits seit vielen Jahren nuklearmedizinische Bildgebungsverfahren zur Verfügung, mit denen eine weiterführende Beschreibung des Tumors möglich ist, inklusive seiner Bösartigkeit und der Darstellung seiner Wachstumsgrenzen. Dies ist für die Planung einer Operation und/oder Strahlentherapie essenziell. Die Verfahren sind die Positronen-Emissionstomographie mit dem Radioisotop FDG (FDG-PET) und die IMT-SPECT-Szintigraphie. Sie können helfen, einen geeigneten Probeentnahmeort für eine Punktion (Gewebeentnahme) des Tumors zu markieren. Für Patienten, die bereits wegen eines Tumors behandelt wurden (Operation oder Bestrahlung), sind diese Untersuchungen außerordentlich hilfreich, weil sie ein frühzeitiges Erkennen von eventuell auftauchenden Rezidiven (Neubildung von Tumoren) möglich machen.
Beide szintigraphische Methoden verwenden kleinste Mengen von radioaktiv markierten Substanzen, die Aussagen über den Stoffwechsel des Hirntumors erlauben und die in ihrer natürlichen Form sogar täglich mit der Nahrung von uns aufgenommen werden; die eine ist ein Abkömmling des Traubenzuckers, nämlich die Fluordesoxyglukose (FDG) für die Untersuchung FDG-PET, die andere ein Baustein von Eiweißen, die Aminosäure Alpha-Methyl-Tyrosin für die IMT-SPECT.
Der Einsatz dieser Substanzen bzw. die Darstellung ihrer Verteilung im Gehirn kann folgende für den Therapeuten und somit für die Patienten mit Hirntumoren wichtige Fragen vor einer Erst- bzw. Wiederholungstherapie beantworten:
Erstdiagnostik
- Beurteilung der Bösartigkeit eines Tumors
- Bestimmung eines Probeentnahmeortes (Punktion) bei einem Verdacht auf einen hirneigenen Tumor
- Abgrenzung von wichtigen Hirnstrukturen in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Tumor vor einer Entfernung bzw. Bestrahlung
Wiederholungsdiagnostik bei Patienten mit bekannter Hirntumorerkrankung
- Unterscheidung zwischen einer Wiederkehr (Rezidiv) des Tumors und einer gutartigen Bestrahlungsfolge
- Nachweis einer Bösartigkeitszunahme eines Tumors
- Nachweis eines Tumorrestes nach einer operativen Entfernung
- Verlaufskontrolle unter Therapie
Die Vorteile der oben genannten Verfahren gegenüber den alleinigen Untersuchungen mit CT oder MRT sind vielfältig und je nach Fragestellung von unterschiedlicher Bedeutung für den Patienten; so erlauben diese Verfahren, eine Verdachtsdiagnose eines wenig aggressiven Hirntumors zu untermauern, und helfen somit dem Patienten und dem Therapeuten, eine Entscheidung gegen eine sofortige Operation und für eine konservative Therapie bei einer ungünstigen Lage des Tumors zu treffen. Auf der anderen Seite kann mit diesen Techniken ohne Zuhilfenahme von operativen Probeentnahmen und somit ohne Risiken für den Patienten eine Zunahme der Bösartigkeit eines ursprünglich noch wenig aggressiven Tumors erkannt werden. Falls eine Probeentnahme für die Therapieplanung notwendig ist, helfen die szintigraphischen Befunde, den stoffwechselaktivsten Tumoranteil zu finden, um diesen gezielt im Rahmen einer gesteuerten Biopsie (Stereotaxie) zu punktieren. Nach einer Entscheidung zur möglichst vollständigen Entfernung eines Tumors können insbesondere mit der markierten Aminosäure Alpha-Methyl-Tyrosin die Wachstumsgrenzen des Hirntumors dargestellt werden. In vielen Fällen sind die szintigraphischen Darstellungsmethoden genauer als CT oder MRT.
Untersuchung
Für die Untersuchung wird jeweils ein in Kochsalzlösung gelöstes Radiopharmazeutikum (maximale Menge ca. 5 ml) in eine Vene gespritzt. Die radioaktive Belastung ist bei beiden Verfahren gering und entspricht etwa der natürlichen Strahlendosis aus der Umwelt innerhalb eines Jahres. Allergische Reaktionen werden wegen der kleinsten Mengen der Substanzen (weniger als 1 Millionstel Gramm) praktisch nicht beobachtet. Nach einer Wartezeit von ca. 15 (IMT-SPECT) bis 30 Minuten (FDG-PET) werden mithilfe von empfindlichen szintigraphischen Kameras Messungen der injizierten Substanzen über dem Schädel, ähnlich einer Fotografie, von außen vorgenommen; von den Geräten geht keinerlei Strahlung aus. Dank der großen Patienten-Öffnungen dieser Tomographen (im Volksmund: die Röhre) werden Platzangstzustände sehr selten beobachtet. Die Messungen im Gerät dauern ca. 30 Minuten. Nach erfolgter Untersuchung ist ein körperlicher Kontakt mit Familienangehörigen, u.a. auch Kindern, uneingeschränkt möglich.
