
Untersuchungen Diagnostik
Krebserkrankungen Onkologie
Krebserkrankungen spielen nicht zuletzt wegen der gestiegenen Lebenserwartung eine immer wichtigere Rolle in der Medizin. Trotz eines enormen Forschungsaufwandes ist es nach wie vor bei den meisten Krebserkrankungen nicht möglich, sie zuverlässig zu heilen oder gar eine vorbeugende Impfung durchzuführen. Entscheidend für die Prognose des Betroffenen ist daher immer noch eine möglichst frühe, präzise Diagnose der Krankheit und ihres Stadiums. Noch bevor (mit Röntgen oder Magnetresonanztomographie, MRT) Gewebsveränderungen nachgewiesen werden können, ist es mithilfe nuklearmedizinischer Verfahren möglich, die durch das Krebsleiden hervorgerufenen Veränderungen im Stoffwechsel sichtbar zu machen und die optimale Behandlungsstrategie auszuwählen.
Lymphdrüsenkrebs maligne Lymphome
Jährlich erkranken in Deutschland etwa 11 000 Personen neu an Lymphdrüsenkrebs. Allgemein unterscheidet man zwischen zwei Formen der Erkrankung, dem Morbus Hodgkin und den Non-Hodgkin-Lymphomen. Letztere sind ein Sammelbegriff für Erkrankungen mit unterschiedlichem Grad der Aggressivität und unterschiedlicher Behandlung. Für die meisten Formen des Lymphdrüsenkrebs gilt, dass heute durch die Chemotherapie und/oder Strahlentherapie ein Großteil der Patienten geheilt werden kann. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall , Röntgen-Computertomographie und nuklearmedizinische Methoden dienen vor allem dazu, vor Beginn der Behandlung die Ausbreitung der Erkrankung im Bereich der Lymphknoten und auch einen Befall weiterer Organe zu erkennen. Bei Non-Hodgkin-Lymphomen ist ein Befall innerer Organe häufiger als bei Hodgkin-Lymphomen und betrifft dann zumeist das Knochenmark oder die Milz. Seltener kommt aber auch ein Befall der Leber, der Lunge, der Knochen, des Gehirns oder beliebiger anderer Organe vor. Eine zweite wichtige Aufgabe der medizinischen Bildgebung ist es, den Erfolg der durchgeführten Therapiemaßnahmen zu dokumentieren (Verlaufskontrolle) oder aber ein unzureichendes Ansprechen möglichst frühzeitig zu erkennen, damit eine Umstellung der Therapiemaßnahmen erfolgen kann. Schließlich dient die Bildgebung im weiteren Verlauf dazu, die Ausheilung der Erkrankung zu überprüfen oder aber einen Rückfall frühzeitig zu erkennen.Nuklearmedizinische Methoden können verschiedene wichtige Aussagen bei Patienten mit Lymphdrüsenkrebs treffen:
1. Die Skelettszintigraphie
Anwendung/IndikationenDie Skelettszintigraphie hilft, einen Befall der Knochen zu erkennen bzw. auszuschließen. Dazu wird ein schwach radioaktiv markierter Knochenbaustein (Phosphonat) in den Blutkreislauf injiziert. Er lagert sich im Wesentlichen da, wo der Knochenstoffwechsel über das Normale gesteigert ist, an den Knochen an. Dies ist beispielsweise nach Verletzungen der Fall. Ein Tumor im Knochengewebe sorgt dagegen für einen gegenüber der normalen Rate verminderten Knochenstoffwechsel. Ein Vorteil der Szintigraphie ist es hierbei, dass sämtliche Knochen in einer Untersuchung dargestellt werden können. Wird ein auffälliger Befund entdeckt, so erfolgt üblicherweise eine weitere Abklärung durch gezielte Röntgenaufnahmen, Kernspintomographie oder aber durch eine Biopsie (Untersuchung einer Gewebeprobe).
Untersuchung
Bei der Skelettszintigraphie wird ein radioaktiv markiertes Phosphonat (ein Knochenbaustein) in eine Armvene injiziert, welches sich entsprechend der Aktivität des lokalen Knochenstoffwechsels an der Knochenoberfläche anlagert. Die Aufnahmen erfolgen zwei bis drei Stunden nach der Injektion, meist werden ein oder zwei Kameraköpfe langsam am Körper entlang gefahren. Eine besondere Vorbereitung zu dieser Untersuchung ist nicht erforderlich außer der Blasenentleerung unmittelbar vor der Aufnahme. Die verabreichte Strahlenmenge entspricht derjenigen einer Röntgen-Computertomographie oder etwa dem Doppelten der jährlichen in Deutschland aufgenommenen natürlichen Strahlenmenge.
2. Die Knochenmarkszintigraphie
Anwendung/IndikationenDie Knochenmarkszintigraphie kann das blutbildende Knochenmark darstellen und so einen Befall des Knochenmarks erkennen bzw. weitgehend ausschließen. Als Nebenbefund erhält man eine Angabe über die Ausdehnung bzw. den Rückzug des blutbildenden Knochenmarks im Körper. Dies ist eine wichtige Zusatzinformation. Sie hilft, Patienten zu erkennen, deren Knochenmark durch eine zuvor durchgeführte Behandlung bereits vorgeschädigt ist, sodass eine weitere Behandlung möglicherweise eine Gefahr darstellen würde. Bei allen Patienten mit Lymphdrüsenkrebs wird üblicherweise eine Knochenmarkbiopsie durchgeführt, meist aus dem Beckenkamm. Die Szintigraphie stellt einen wichtigen Zusatz zur Biopsie dar, denn häufiger tritt ein Knochenmarkbefall auch isoliert außerhalb des Beckenkammes auf. Ein auffälliger Befund in der Knochenmarkszintigraphie kann durch eine Kernspintomographie und/oder eine gezielte Biopsie weiter abgeklärt werden.
Untersuchung
Zur Knochenmarkszintigraphie wird heute üblicherweise ein so genannter Antikörper gegen Oberfächeneigenschaften auf weißen Blutkörperchen verwendet. Die markierten Antikörper lagern sich entsprechend an den weißen Blutkörperchen an. Da die weißen Blutkörperchen im Knochenmark gebildet werden und dort ausreifen, bevor sie in die Blutbahn gelangen, ist dies eine elegante Methode, um das blutbildende Knochenmark darzustellen. Ein Befall des Knochenmarkes durch Lymphomgewebe wird durch einen Defekt in der Darstellung des blutbildenden Knochenmarkes erkannt. Die verwendeten Antikörper stammen aus Mäusen. Sie wurden so vorbehandelt, dass ihr Immunsystem weiße Blutkörperchen des Menschen erkennen kann. Ein Nachteil der Methode ist es, dass auch das Immunsystem des Patienten lernen kann, die körperfremden Antikörper aus der Maus zu erkennen und bereits in der Blutbahn zu zerstören. Dies passiert jedoch relativ selten (ca. in 5% nach einer vorhergehenden ersten Gabe des Antikörpers). Ist dies der Fall, ist eine Wiederholungsuntersuchung nicht immer sinnvoll. In seltenen Fällen kann eine allergische Reaktion auf eine erneute Injektion eintreten. Deshalb sollten alle Patientenzumindest für eine halbe Stunde nach der Injektion unter ärztlicher Beobachtung bleiben. Auch zu dieser Untersuchung ist eine besondere Vorbereitung nicht erforderlich, und die Strahlenmenge entspricht derjenigen der Skelettszintigraphie. Die Aufnahmen erfolgen ähnlich wie bei der Skelettszintigraphie als Ganzkörperaufnahmen etwa drei bis vier Stunden nach der Injektion.
3. unspezifische tumorsuchende Verfahren
Anwendung/IndikationenSie können sowohl den Befall von Lymphknoten als auch den Organbefall aufdecken. Als eine solche unspezifische radioaktiv markierte Substanz war über einige Jahre Galliumzitrat gebräuchlich, welches über bestimmte Rezeptoren bevorzugt an Lymphdrüsenkrebszellen gebunden wird (3a). Diese Untersuchungstechnik wird jetzt zunehmend durch die PET (Positronen-Emissions-Tomographie) mit dem schwach radioaktiven Traubenzucker FDG abgelöst. Mit dieser Methode können besonders zuverlässig bösartige Zellen anhand ihres erhöhten Zuckerverbrauchs im Körper erkannt werden. Dieses Verfahren ist sehr gut geeignet, alle Regionen des Körpers mit Ausnahme des Gehirns zu untersuchen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Untersuchung auch nach einer Behandlung den "Aktivitätszustand" der Lymphdrüsenkrebszellen widerspiegelt, sodass frühzeitiger und zuverlässiger als bisher eine Aussage über den Erfolg einer durchgeführten Behandlung erfolgen kann.
Untersuchung
a. Galliumszintigraphie
Bei der Galliumszintigraphie erfolgen die Aufnahmen normalerweise 48 oder 72 Stunden nach der Injektion des radioaktiven Medikamentes. Hilfreich ist die Darmentleerung jeweils am Abend vor den Aufnahmen, um bessere Aufnahmebedingungen für den Bauchraum zu gewährleisten. Die verabreichte Strahlenmenge liegt etwas höher als bei Knochen- oder Knochenmarkszintigraphie.
b. Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
Die PET-Untersuchung kann ambulant durchgeführt werden und stellt für den Körper keine besondere Belastung dar. Allerdings sollte die letzte Mahlzeit zwölf Stunden zurückliegen. Die Strahlenexposition bei einer PET-Untersuchung entspricht etwa der natürlichen Strahlenexposition von zwei Jahren und ist unbedenklich.
Im PET-Zentrum wird in eine Unterarmvene eine geringe Menge des FDG injiziert. Es folgt eine kurze Wartezeit von rund 45 bis 90 Minuten, bevor der Patient gebeten wird, sich auf eine Liege in den geräumigen Kameraring des PET-Scanners (Untersuchungsgerät) zu legen. Während der rund 30- bis 90-minütigen Untersuchung sollte sich der Patient nicht bewegen, was durch eine sorgfältige, bequeme Lagerung erleichtert wird. Scheuen Sie sich nicht zu sagen, wenn Ihnen die Lagerung unbequem ist. Der Untersuchungsbefund liegt innerhalb von etwa einer Stunde vor.
