
Nuklearmedizinische Untersuchungen und Behandlungen
Das Fachgebiet Nuklearmedizin bietet mit seiner mehr als 50-jährigen Erfahrung in Forschung und klinischer Anwendung zahlreiche, gut etablierte Untersuchungs- und Behandlungsverfahren für viele Bereiche der Medizin. Vielleicht am bekanntesten ist in der Bundesrepublik Deutschland die Schilddrüsendiagnostik und -therapie. Doch auch in der Krebsbekämpfung, bei Herzkrankheiten, der Untersuchung des Gehirns und des Zentralen Nervensystems, bei Rheuma und Skelettkrankheiten und vielen anderen Indikationen spielt die Nuklearmedizin eine entscheidende Rolle. Diese Patienteninformation kann sicherlich nur einen kleinen Einblick in das gewähren, was die Nuklearmedizin für ihre Patientinnen und Patienten und die allgemeine Medizin zu leisten imstande ist. Zwangsläufig werden einige Punkte offen bleiben. Bitte besprechen Sie diese Fragen mit Ihrem behandelnden Nuklearmediziner oder richten Sie sich an uns.
Was ist Nuklearmedizin?
In der Nuklearmedizin kommen radioaktive Arzneimittel zum Einsatz. Sie bestehen aus einem Radioisotop, also einem radioaktiven Teilchen mit in der Regel sehr kurzer Halbwertzeit, und meist einem zweiten Bestandteil, der an einen bestimmten Zelltyp im Körper bindet. Dieser zweite, spezifische Bestandteil sorgt dafür, dass das Radioisotop über die Blutbahn, den Nahrungsstoffwechsel oder auch die Atemluft im Körper genau dorthin gelangt, wo es wirken soll, beziehungsweise wo bestimmte Stoffwechselvorgänge sichtbar gemacht werden sollen. Krebszellen beispielsweise haben einen erhöhten Traubenzuckerverbrauch, sodass in der Krebsdiagnostik unter anderem ein mit einem Radioisotop (F-18) markierter Traubenzucker verwendet wird, um die krankhaften Tumorzellen aufzuspüren.
Nuklearmedizinische Untersuchungen (Diagnostik)
In der nuklearmedizinischen Diagnostik also bei Untersuchungen mit nuklearmedizinischen Verfahren geht es daher um das Sichtbarmachen von Stoffwechselvorgängen. Dazu werden den Patienten geeignete, radioaktiv markierte Substanzen so genannte Radiopharmaka verabreicht (beispielsweise durch Injektion in die Blutbahn). Diese sind ganz spezifisch am fraglichen Stoffwechselprozess beteiligt und markieren diesen geradezu. Das Sichtbarmachen erfolgt mit speziellen Untersuchungsgeräten, so genannten Gammakameras. Diese können die jetzt vom Körper ausgehenden radioaktiven Gammastrahlen sehen und in ein diagnostisches Bild, ein so genanntes Szintigramm, verwandeln. Dadurch unterscheiden sich nuklearmedizinische Untersuchungen auch von Röntgenuntersuchungen, bei denen die Strahlen von außen (von der Röntgenröhre ausgehend) durch den Körper gesandt werden und bei denen anatomische Details des Körpers auf Röntgenbildern dargestellt werden. Frühveränderungen von Krankheiten, die sich zu allererst auf molekularer Ebene abspielen und anatomisch noch nicht sichtbar sind, können lediglich mit nuklearmedizinischen Mitteln zuverlässig erkannt werden. Ein aktuelles Beispiel stellt die Frühdiagnostik von Demenzen (Morbus Alzheimer, Creutzfeld-Jakob-Krankheit) dar.
Nuklearmedizinische Behandlung (Therapie)
Bei der nuklearmedizinischen Therapie also der Behandlung von Krankheiten mit nuklearmedizinischen Verfahren gelangt ein Radiopharmakon direkt bis an die krankhaften Zellen und zerstört sie durch radioaktive Strahlen. Ein Beispiel hierfür ist die Radioiodtherapie (s. Untersuchung: Schilddrüsenkrebs, Behandlung: gutartige Schilddrüsenerkrankung) des Schilddrüsenkrebs: Das radioaktive Iodisotop Iod-131 wird über einen aktiven Transportprozess in Schilddrüsenkrebszellen aufgenommen, sodass es dort seine hohe Energie abladen und gezielt die entarteten Zellen schädigen kann. Andere Gewebe des Körpers reichern das radioaktive Iod kaum an, sodass die Radioiodtherapie im Unterschied beispielsweise zur zytostatischen Therapie (Chemotherapie) keine nennenswerten Risiken oder Nebenwirkungen hat. Deshalb lässt sie sich auch in der Behandlung gutartiger Schilddrüsenerkrankungen wie der Schilddrüsenüberfunktion einsetzen. Auch die nuklearmedizinische Therapie unterscheidet sich daher prinzipiell von der radiologischen Strahlentherapie. Bei letzterer dringt hochenergetische Strahlung, ausgehend von Linearbeschleunigern oder von umschlossenen Radioisotopen, von außen in den Körper ein, durchdringt das benachbarte Gewebe und wird dann durch entsprechende Techniken im Zielgewebe gebündelt.
